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Ein Klassenzimmer auf hoher See – Grüße vom anderen Ende der Welt

Was passiert, wenn das Klassenzimmer plötzlich schaukelt, das Schulbuch vom Wind erfasst wird oder man mit seinem Mathelehrer Zähne putzt?

Grüße aus aller Welt – die kann ich wirklich senden! Aber heute schicke ich ganz besondere Grüße von einem ganz zauberhaften Ort nach Leipzig. Einem Ort, wo man ewig in den Horizont schauen kann, wo über einem die schönsten Sterne glitzern und es unter einem 5000 Meter in die Tiefe geht. Dort, wo die salzige Luft das Haar verklebt und man von der Außenwelt abgeschieden ist. Ich grüße euch aus einer kleinen Nussschale mitten auf dem Ozean.

Vor sechs Monaten durfte ich mich in das Abenteuer meines Lebens stürzen: Mit dem Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ segelte ich gemeinsam mit 33 anderen Jugendlichen auf dem Dreimast-Topsegelschoner Thor Heyerdahl einmal über den Atlantik – und wieder zurück.

Im Oktober 2024 legten wir in Kiel ab und machten uns über Zwischenstopps wie Lissabon, Falmouth und Teneriffa auf den Weg in die Karibik. Dort hieß es: Eintauchen in fremde Kulturen, unbekannte Inseln der Kleinen Antillen und St. Vincent and the Grenadines erkunden. Weiter ging es nach Panama – das erste Mal, für längere Zeit von Bord gehen. Vom Regenwald bis nach Panama City, von rasanten Busfahrten zu unseren Gastfamilien in Boquete, wandern auf den höchsten Berg Panamas, bis zu einem Besuch bei den Naso-Indigenen – einem der letzten indigenen Völker des Landes. Nach Panama setzten wir die Segel gen Kuba, wo wir einen faszinierenden Einblick in ein ganz anderes Gesellschaftssystem bekamen. Über Bermuda ging es weiter zu den Azoren, wo wir die Inseln Faial und Pico in Kleingruppen auf eigene Faust erkundeten. Aufgrund eines Sturms änderten wir dann die geplante Route – und so segelten wir nicht durch den Nord-Ostsee-Kanal, sondern umrundeten die britischen Inseln mit einem kurzen Zwischenstopp in Irland, bevor wir im April wieder in Kiel einliefen.

Doch diese Reise war viel mehr als nur eine Route auf einer Karte. Da war kein monotoner Alltag, sondern jeden Tag ist etwas Neues passiert. Mal flog das Mathebuch über Bord, mal stand das Segel bedienen in den 30 Meter hohen Masten bei Nachtwache an, mal das Staunen über Delfine am Bug, mal bei Seegang in der Backschaft (von früh bis spät für 50 Leute kochen) stehen, oder das Navigieren durch den Sturm.

Diese Monate haben mich verändert. Ich habe so viel gelernt – über die Welt, über andere, über mich. Mein Fernweh ist größer denn je, ich habe Freunde fürs Leben gefunden und die witzigesten Geschichten auf Lager. Dieses Abenteuer ist ein Schatz, der mich mein ganzes Leben begleiten wird. Und wenn ich könnte, würde ich ohne eine Sekunde zu zögern – jeden Tag wieder in See stechen.

Windige Grüße und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

Eure Lia Schulze

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